Monat: Juni 2014

26.06.14 – Geordneter Rückzug aus Goslar – oder kreatives Chaos

26.06.2014 Donnerstag (A)

Es wird so langsam auch für die Daheimgebliebenen Ernst und meine Bachelorzeit nähert sich dem Ende.

Susanne hat endlich Ihre Einladung und Dank Manuelas Hilfe aus Erlangen wird jetzt auch der Termin bei der saudischen Botschaft in Berlin greifbar. Der Prozess zur Erlangung eines Resident Visa für Ehepartner ist schon recht komplex (ich wage nicht zu sagen kompliziert, obwohl das wahrscheinlich eher den Nagel auf den Kopf treffen wuerde).

1. Ich fang mal nicht ganz bei Adam und Eva an …
2. Ich brauche erst einmal eine Arbeitsgenehmigung (Iqama)
3. Dann muss ich 2.000 SAR abdrücken und eine Einladung bei MOFA (Ministry of Foreign
     Affairs) beantragen
4. Dieses dann scannen und zu Susanne schicken (erwies sich als echt schwierig, da das
     Einladungsschreiben aus dünnem gelbem Durchschlag-Papier bestand und beim
     Ausdruck nahezu nicht zu lesen war. Ich habe es sicherheitshalber per Express
      noch mal das Original zu unserem DelegationCenter geschickt  – man macht ja so
      seine Erfahrungen.
5. Das DelegationCenter schickt einen ganzen Stapel an Unterlagen zu Susanne nach
     Goslar (Einladungsschreiben, Handelsregisterauszüge (meine Firma ist ja auch ein 
     kleiner Klöterladen), Gesundheitzeugnis übersetzt und legalisiert, u.v.m.)
6. Parallel muss ein Termin bei einer von der saudischen Botschaft akkreditierten
     Agentur vereinbart werden, bei denen die Unterlagen geprüft und an die saudische
    Botschaft weitergereicht werden- ach ja – und wieder ausreichend Geld abdrücken.
    Jetzt weiss ich auch, warum man in Saudi Arabien keine Steuern zahlt …
7. Termin in Berlin, bei dem die vorgegebene Zeit peinlichst einzuhalten ist – ja ja,
      arabische Termintreue ist schon wichtig.
      … und nicht vergessen – unbedingt den Expressdienst in Anspruch nehmen, sonst
      dauert das Versenden des Visums nochmal eine Ewigkeit.
8. Warten
9. Per SMS erhält man dann Nachrichten, in welchem Stadium sich das Verfahren
     gerade befindet.
10. Das Visum ist da und der Flug kann gebucht werden.
11. Koffer packen und auf geht’s

Ach ja eigentlich wollte ich etwas ganz anders schreiben und zeigen:

Susanne ist gerade am Packen (tolles Deutsch, nicht wahr – rhein’sche Verlaufsform)

… und so sieht es gerade bei uns zu Hause in Goslar aus …

Dank Susannes Emil und Lenas Fotokünsten erreichten mich diese dramatischen Bilder.

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24.06.14 – Wie kommt man mit dem Bus von Goslar nach Al-Khobar?

24. Juni 2014 Dienstag (A) Flashlight

Das ist ja wirklich ein Ding   …

…   fahre ich heute morgen – so ein lustig Liedlein pfeifend frisch geduscht und blendend gelaunt – von meinem Sandrose-Zuhause in mein Büro und auf der Pepsi-Road (eigentlich Prince-Faisal-Bin-Fahad-Road) ((die Geschichte der „Pepsi-Road“ bietet Stoff fuer ein weiteres interessantes Flashlight)) haut’s mir echt den Vogel raus: Vor mir auf der Straße – und ich denke noch so bei mir, komisch, den Bus kennst du doch – wie kommt der denn hierher nach Saudi Arabien – fährt ein Reisebus in einem mir wohlbekanntem Design. Ich habe schon viel von den neuen deutschen Überland-Langstreckenrouten gehört, aber von Goslar nach Al-Khobar, das sind laut Google Maps locker 5437 km. Na ja, ein paar Kilometer sind es schon weniger, er kommt ja genauer gesagt aus Rhüden (Landkreis Goslar)

Toll, Gruesse aus der Harzer Heimat

Toll, Gruesse aus der Harzer Heimat

Da fuhr in der Tat mitten durch Al-Khobar ein Reisebus aus Seesen-Rhüden, Landkreis Goslar

Wirklich, kaum zu glauben

Wirklich, kaum zu glauben

Das tollste aber war das bzw. die Nummernschilder und ich überlege ernsthaft, ob ich nicht mal bei der Firma anrufe, mich höflich vorstelle und frage, ob sie nicht einen Ihrer Busse vermissen …

... ist ja doch schon merkwürdig - oder

… ist ja doch schon merkwürdig – oder

Wenn Ihr genau hinschaut, seht ihr unter dem Saudiarabischen Nummernschild – na was? – na, ein polnisches Nummernschild!

Wie lautet die Alte deutsche Volksweisheit aus Zeiten des Beginns der Grenzöffnung: „Grad gestohlen – schon in Polen“. Vielleicht ist ja eine Belohnung auf das Wiederaufinden des Busses ausgesetzt.

So,  an dieser Stelle möchte ich mich für alle in diesem Blog vorgekommenen und noch vorkommenden Vorurteile entschuldigen. Aber ihr kenn ja meine Maxime: Kein Kalauer ist so schlecht, dass er nicht mindestens einmal zum Lachen (oder Nachdenken)  anregt   …

… und im Übrigen kann er immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Thats me.

19.06.14 – Temporary Accommodation

19. Juni 2014 Donnertag (A)

… wie schon in meinem Beitrag   „Kingdom goes international“   vom 08.06.2014 erwähnt bin ich umgezogen …

Unsere Firmenregularien sagen: Wanderer kommst du nach Sparta … (ach nee, das war ja eine andere Geschichte – ohne meine Beteiligung)

… also noch ein Mal:

Mitarbeiter kommst du  in ein fremdes Land, gewöhn‘ dich erst mal an die Umgebung und zieh‘ für die ersten Tage in ein Hotel, lass‘ es dir gut gehen und dich pampern – und dann nach einer Woche – ab in das reale Leben …

… ja, und das ist hier das reale Leben: Diskussionen mit unserem Secutity Officer, ob diese „Suite“ ueberhaupt den Company-Security-Regulations entspricht, ist der Preis fuer die Unterkunft nicht zu hoch (nicht höher als 600 SAR pro Tag), steht die Unterkunft ueberhaupt auf der Liste ausgewählter Übernachtungsmöglichkeiten,    blah blah blahhhhh. Wirkliche Hilfe sieht freilich anders aus. Gott sei  Dank gibt es noch hilfsbereite Kollegen, die den ganzen Quatsch schon mal durchgemacht haben.

Lange Rede, gar keinen Sinn, Andreas macht sich also einfach auf den Weg, die Company finanziell zu entlasten und vom teuren Hotel in die Niederungen einer „temporary accomodation with an appropriate kitchen“ im Rahmen der unternehmenstechnischen finanziellen Grenzen zu ziehen. Dank Haralds Hilfe war schnell das Sandrose Hotel inmitten der Al Khobarer Suks gefunden und für brauchbar angesehen worden. Auch David, unser Secutity Officer und die Commercials hatten leuchtende Augen: fuer 550 SAR eine annehmbare Unterkunft mit Küche und Frühstück und Gym und Swimmingpool und Parkplatz und auch noch dem verwöhnten deutschen Sauberkeitsprimat ansatzweise folgend  – gebongt.

Uns so sieht meine Bleibe jetzt aus:

Meine Wohnhalle - ich könnte mich fast verlaufen, die Einrichtung ist zwar etwas - na ja - puffig, aber bequem für die nächsten Wochen

Meine Wohnhalle – ich könnte mich fast verlaufen, die Einrichtung ist zwar etwas – na ja – puffig, aber bequem für die nächsten Wochen

Sogar 2 Fernseher gibt es hier – leider nur arabische Sender (und CNN). Gerade zur Fußballweltmeisterschaft ist ein arabischer Kommentator grandios – der kommentiert wie ein wildgewordenes Maschinengewehr. Mal schauen, ob ich in einem späteren Beitrag ein Video hochladen kann, es ist echt hörenswert.

... und das ist meine Küche, mit allem, was man so in einem Bachelor-Leben halt braucht - Herd, Backofen, Microwelle, Toaster, Kühlschrank mit Eiswürfelbereiter für die alkoholfreien Cocktails.

… und das ist meine Küche, mit allem, was man so in einem Bachelor-Leben halt braucht – Herd, Backofen, Microwelle, Toaster, Kühlschrank mit Eiswürfelbereiter für die alkoholfreien Cocktails.

… ach ja, einen Wasserkocher gibt es auch noch (für die ausgesprochen schmackhaften und glutamatreichen Cup-Noodels aus dem indischen LuLu Hypermarket, zubereitet mit hochwertigem Nestlé Mineralwasser).

Gar nicht schlecht, das Schlafzimmer - vor allem mit einer separaten Klimaanlage, die man über Nacht abschalten kann.

Gar nicht schlecht, das Schlafzimmer – vor allem mit einer separaten Klimaanlage, die man über Nacht abschalten kann.

 Die Technik des Bettdeckenfaltens muss schon die höhere Schule der philipinischen Hotelfachkunst sein. Ja, mein kleiner philipinischer Putzteufel Jesus (der heißt wirklich so) klemmt die Zudecke dermaßen stramm unter dem Bett ein, dass ich alle meine Kräfte benötige, um dieses Bett schlafbar zu machen. Dann gehts aber echt prima – also das Schlafen.

... und man gönnt sich ja sonst nichts ... ein eigens Ankleidezimmer habe ich auch

… und man gönnt sich ja sonst nichts …
ein eigenes Ankleidezimmer habe ich auch

 Na ja, man hat hier eher aus der Not eine Tugend gemacht.

Die Konstruktion dieses Hotels ist schon genial. Es ist möglich, die Zimmer so miteinander zu verbinden, dass man eine ganze Zimmerflucht erhält, also von einem Zimmer (mit Bad) bis hin zu 5 oder 6 Zimmern mit 5 oder 6 Bädern. Alle Zimmer eines Stockwerkes sind mit Zwischentüren verbunden. Ich habe also zwei  Zimmer mit zwei Bädern und einer Küche. Mein Ankleidezimmer ist der Eingangsbereich zu Zimmer Nr. 2, bei dem die Tür abgeschlossen wurde. Die Türen zu den weiteren Zimmern sind ebenfalls verschlossen.
Hintergrund dieses Systems sind die vielen sehr großen saudischen Familien aus Riyadh, die zum Wochenende ans Meer fahren und hier übernachten. Je größer die Familien umd so mehr Türen werden aufgeschlossen. Tolles Prinzip. Na ja, dank diesen Prinzips habe ich halt auch zwei getennte Klimaanlagen, da es ja auch sein kann, dass die Zimmer getrennt vermietet werden, die Schlafzimmer-Wohnzimmertür wird dann einfach abgeschlossen.
Wenn ihr genau hinschaut hängt mein Bademantel und meine Krawatten an der zweiten verschlossenen Eingangstür.

… und ein eigenes Regal für meine Gürtel habe ich auch …  und natürlich auch zwei Badezimmer …

Ja, so wohne ich aktuell im:

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 P.S. Einen Nachteil dieses Zimmerprinzips muss ich aber noch loswerden: durch die trennenden Türen sind zwar die Zimmer fein säuberlich von einander getrennt, aber die Hellhörigkeit kann es locker mit dem sozialen Wohnungsbau der 60er Jahre in Deutschland aufnehmen. Die Zimmer scheinen zudem eine Akustik zu haben, die dem großen Opernsaal in Hannover zu höchsten Ehren gereichen würden. Leider bekommt man nicht nur die alltäglichen Gespräche, das Kindergeschrei und die ausgesprochen emotionalen Telefonate mit, sondern auch  –  na gut, also über die noch emotionaleren nächtlichen Geräusche hüllen wir mal den Mantel des bettdecklichen
Schweigens.  ;-)))

 

17.06.14 – Unser neues Zuhause (na ja, demnächst)

17. Juni 2014 Dienstag (A)

So, ein weiterer Schritt ist geschafft. Unsere „Personal Action“ (das ist das zentrale Formular in meiner Firma, mit dem so ziemlich alles geregelt werden kann …)  für die Anmietung unseres Hauses ist genehmigt (5 Unterschriften und Stempel). Ich habe es persönlich durch die Organisation getragen.

Wollt ihr mal ein paar Bilder von unserem neuen Zuhause sehen?

Na gut   …  weil Ihr es seid   …

So sieht unser zukünftiges Zuhause in Al Khobar aus, in einem Compound (das ist ein zivilisiertes Wohnviertel für Expats). Hier kann man sich ungezwungen zivilisiert europäisch bewegen, Es gibt alles (na so ziemlich) was das Herz begehrt, einen Krämerladen, ein Restaurant (na ja, eher eine Cafeteria) 3 Swimming Pools, drei Fitnisstudios, einen Tennisplatz, ein Basketballfeld, eine 1km lange Joggingstrecke (Robert-proofed), ein Volleyballfeld (wird von mir zum Indiacafeld umerklärt), u.v.m.

So sieht der Eingang unseres kleinen Häuschens in Fig 2 (Feige 2) aus, noch nicht ganz einladend, aber es wird schon.

So sieht der Eingang unseres kleinen Häuschens in Fig 2 (Feige 2) aus, noch nicht ganz einladend, aber es wird schon.

 Links neben der Eingangstür ist ein kleiner Innenhof, auf den man vom Wohnzimmer aus kommt. Man sitzt dann nicht so ganz auf dem Präsentierteller.

So war das Wohnzimmer eigerichtet.

So war das Wohnzimmer eingerichtet, Blick von der Essecke aus

 Die gesamte Inneneinrichtung stellt die Compoundverwaltung, nicht immer ganz dem deutschen Geschmack folgend aber zweckmäßig, schmutzunempfindlich und äußerst robust.

... und das ist unsere Küche mit allem, was das Herz begehrt ...

… und das ist unsere Küche mit Allem, was das Herz begehrt …

…   an die Geräte werden wir uns noch gewöhnen müssen, „American Style“ – beim Herd liegen die Heizspiralen blank. Aber was sagt mein alter Kumpel Arno aus Breisach immer: „Am amerikanischen Wesen wird die Welt nicht genesen.“  Ja, das erleben wir jetzt auch. Die amerikanische Waschmaschine werden wir geflissentlich gegen unsere gute alte deutsche Miele austauschen. (Ihr müsst wissen, dass die amerikanischen Waschmaschinen keine Trommel haben, sondern einen Quirl in der Mitte, der die Wäsche so richtig kräftig durchrührt – sehr materialschonend ist das wirklich nicht).

Und das ist unser zukünftiges Schlafzimmer

Und das ist unser zukünftiges Schlafzimmer

Zu Susannes großer Freude sehen wir hier eine durchgängige Matratze, keine Besucherritze mehr  –  und wenn ich mich Nachts im Bett umdrehe, dann schwebt Sie unter der Decke (das Drama hatten wir in Nürnberg schon). Ich habe beim Compound-Manager schon gebeten, dass wir zwei Matratzen bekommen – mal sehen ob es klappt.

Und hier  -  tätärätä  -  unser Gästezimmer

Und hier – tätärätä – unser Gästezimmer

Na ja, und wir haben noch mehr Zimmer …

Unser Arbeitszimmer

z.B. unser Arbeitszimmer

Ach ja, waschen, baden und duschen können wir uns übrigens auch:

Von diesen Badezimmern gibt es drei Stück in unterschiedlichen Größen, eins im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock

Von diesen Badezimmern gibt es drei Stück in unterschiedlichen Größen, eins im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock

Hinter unserem Haus, mit Zugang vom Wohnzimmer und von Eßzimmer geht es auf die Terrasse.

Un hierfür werden wir uns unseren treuen Weber-Grill mit nach Saudi nehmen, Lamm und vor allem viel frischen Fisch aus dem Arababischen Golf grillen.

Und hierfür werden wir uns unseren treuen Weber-Grill mit nach Saudi nehmen und Lamm und vor allem viel frischen Fisch aus dem Arababischen Golf grillen.

 

Saudi Arabien ist schon ein Land, dass eigentlich nicht so richtig weiß, wohin es gehört  –  eher amerikanisch oder eher europäisch.
Also spannungsmäßig, meine ich – elektrische Spannung natürlich. In jedem Haushalt gibt es normalerweise 110 Volt und 220 Volt – meinstens genau dort, wo man es am wenigsten braucht und immer kunterbunt gemischt. In meinem Hotelzimmer z.B. gibt es im Badezimmer nur 110 Volt und der Fön läuft nur mit einem leisen Geflüster und zartem Hauch.

Die Compoundleitung hat sich jetzt entschlossen, in unserem gesamten Haus 220 Volt zu verlegen und zwar gründlich, damit Susanne sich anständig die Haare fönen kann – und ich auch (wehe es hat jemand gelacht).

…   und wenn ich gründlich schreibe, dann machen die das auch …

Die Bilder, die ich bis jetzt gezeigt habe waren von Anfang mai 2014.

… und so sieht unser Haus jetzt aus  …

Das ist bzw. war eines der Badezimmer - und so sieht es jetzt im ganzen Haus aus. Mir ist schleierhaft, wie die ds bis zum 01. Juli schaffen wollen, dann wollen wir nämlich einziehen.

Das ist bzw. war eines der Badezimmer – und so sieht es jetzt im ganzen Haus aus. Mir ist schleierhaft, wie die ds bis zum 01. Juli schaffen wollen, dann wollen wir nämlich einziehen.

Na ja, alles in allem doch nicht schlecht – oder?

Erschwerend kommt noch hinzu, dass wir die Eislaufbahn des Nachbarcompound mitbenutzen dürfen und das Beste ist natürlich Musaad Beach, unser genialer Privatstrand am Arabischen Golf in der Halfmoon Bay. Baden wie auf den Malediven, feiner Sand, Bikini und Cocktails (alk-frei – und wenn schon).

11.06.14 – Wer kann’s toppen?

11. Juni 2014 Mittwoch (A)

Wir haben heute die 50°C Marke geknackt …

Heute auf dem Weg von Al-Jubail nach Damman hat das Thermometer im Auto meine persönliche (außerhalb einer Sauna) gemessene Rekordtemperatur angezeigt. Ist schon ganz schön merkwürdig – man hat das Gefühl, dass, wenn man aus dem klimatisierten Auto aussteigt, man von innen beschlägt. Ich jedenfalls muss mich immer ausgiebig räuspern.

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Die Thermometer in Dammam haben zwar 51°C und 52°C angezeigt, aber ich verlass‘  mich lieber auf mein Autothermometer.

11.06.14 – Na, geht doch noch besser ;-)))

14. Juni 2014 Mittwoch (A)

Ja liebe Zurückgebliebenen (also ich meine natürlich die  in Deutschland Daheimgebliebenen), wisst Ihr, was das hier ist?

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Meine saudische Arbeitsgenehmigung   –   die, der oder das IKAMA.

Hiervon hängt in Saudi Arabien so ziemlich alles ab, der Führerschein, das Bankkonto, das Auto, die Ein- und Ausreisegenehmigungen, einfach alles, was das Leben hier überhaupt erst ermöglicht.

P.S. Das Foto ist übrigens mein offizielles „Saudifoto“ – nach 10 Stunden auf Flughäfen und Fliegern – selbst der Grenzbeamte, der das Foto bei der Einreise gemacht hat,  musste grinsen, hat sich aber standhaftgeweigert, ein neues Aufzunehmen – Wahrscheinlich wegen der Film- und Entwicklungskosten (hahaha).
Meine schönen im Goslarer Fotostudio designten Passfotos werden zwar immer in 2- bis 3-facher Ausfertigung verlangt, meistens bekommt man eins zerknittert wieder zurück und die anderen landen wahrscheinlich in irgendwelchen Akten oder auf einer Dartscheibe.

Leider taucht dieses Foto jetzt auf allen offiziellen Dokumenten auf – die NSA ist ein Dreck dagegen.

@Susanne:   Bitte im Flieger kurz vor der Landung noch mal herrichten  ;-)))
                          … und lächelnd in die Kamera blicken, du hast nur einen Blick in
                          die Kamera frei.

@Robert:      Hey, falls du das liest, mein IKAMA hat nur einen halben Tag gedauert.
                          Khalid  (der total sympatische Kollege mit dem langen Mutawabart) 
                          war total stolz darauf.

10.06.14 – Na, geht doch …

10.06.2014 Dienstag (A)

Hurra, Jipiiiiiie, Toll, Super, Grandios, Genial   …   also, geht doch.

Neues Bild

Seit gestern bin ich Mitglied im „Saudi Council of Engineers“, der saudischen Vereinigung zur Überwachung einen passablen Ingenieurabschlusses. Hätte ich dass gewusst, dann hätte ich meine Master in Business Administration zur Legalisierung eingereicht.

Never the less, ich bin jetzt sogar im höchsten Degree angesiedelt, dem Consultant Engineer – bringt auch für das Council die meiste Kohle.

Man muss nämlich entsprechend seines Degrees Kohle abdrücken, für den simplen Engineer zahlt man 800 SAR, für den Consultant Engineer 2300 SAR.

Hisham und ich sind gleich zur Bank gefahren und haben das Geld in Baar eingezahlt – nicht dass das Council es sich noch anders überlegt.

So,  jetzt kann ich meine Arbeitsgenehmigung (IKAMA) beantragen  –  und dann Susanne holen.

 

08.06.14 – Kingdom goes international

08. Juni 2014 Sonntag (A)

Heute ist Pfingsten – zumindest in Deutschland – und Bergkirchweih in Erlangen. Statt Gigerla und Entla in Erlangen wollte ich mit mal was richtig tolles kulinarisches saudisches gönnen und machte mich auf den Weg.

Ach ja, das hatte ich ganz vergessen, ich wohne weit einer Woche nicht mehr im luxeriösen Le Meridian sondern den Company Regulations entsprechend in einem Boardinghouse.

Wikipedia definiert Boardinghouse folgendermaßen:  

>> Der Begriff Boardinghouse (von engl. boarding = Verpflegung/Beköstigung, house = Haus) oder Serviced Apartment bezeichnet einen Beherbergungsbetrieb, welcher Zimmer oder Apartments mit hotelähnlichen Leistungen in meist städtischer Umgebung vermietet. Im Gegensatz zu einer Pension oder einem Hotel ist in einem Boardinghouse ein längerer Aufenthalt geplant. Daher wird im deutschen Sprachraum auch die Bezeichnung „Zuhause auf Zeit“ genutzt. Die Zimmer und Wohnungen in einem Boardinghouse werden vor allem von Firmen genutzt, die über längere Zeit Mitarbeiter für bestimmte Projekte in andere Städte entsenden. Deren Unterbringung in einem Boardinghouse ist wesentlich günstiger als in einem Hotel. Eine Alternative auf einfacherem Niveau bieten auch Monteurzimmer. <<
 
Na ja, hört sich schlimmer an, als es ist. Der Vorteil ist, dass mein „Sandrose Hotel“ nahezu mitten in der Altstadt von Al Khobar liegt, mitten in den Suqs von Al Khobar liegt.
 
Also, auf auf zum saudischen Pfingstdinner.
 
Ja, wieder mal weit gefehlt. Eine typisch saudische Küche – Fehlanzeige. Die Küche Saudi Arabiens ist wie die in Nord-Deutschland – nur dass man hier statt chinesischen, türkischen, italienischen und grieschischen Restaurants auf die Küche Ägyptens, Libanons, Indiens und Pakistans stößt. Sorry, aber so ist’s!!! –  auch wenn man  beim Googlen immer wieder auf Lobhudeleien in Bezug auf Vielfältigkeit und Tradition der saudischen Cuisine stößt. Die waren alle noch nicht hier.
Ach ja, und natürlich kann man auch excellent international essen – ich habs heute ausprobiert, die Auswahl ist riesig. Anbei ein paar wunderschöne Beispiele:
 
Wie wäre es zum Beispiel mit diesem Vertreter:

 

Hardees charco-broiled Hamburger Station - optisch ein Genuss

Hardees charco-broiled Hamburger Station – optisch ein Genuss

 … oder mit diesem: 
Kentucky Fried Chicken - auch nicht schlecht, halt echt internationale Küche

Kentucky Fried Chicken – auch nicht schlecht, halt echt internationale Küche

 … auch dieser ist nicht mehr international wegzudenken

McDonald's - viel geschmäht, keiner geht hin - und trotzdem Milliardenumsätze pro Jahr. Ich liebe Ihn !!!

McDonald’s – viel geschmäht, keiner geht hin – und trotzdem Milliardenumsätze pro Jahr. Ich liebe Ihn !!!

… ja, und dieser kommt auch immer wieder gut

Der große Konkurrent, hat viel kopiert und ist nie an sein großes Vorbild herangekommen - ich mag seine fettigen knorpeligen Chickenwings

Würger King, der große Konkurrent, hat viel kopiert und ist nie an sein großes Vorbild herangekommen – ich mag seine fettigen knorpeligen Chickenwings

 … last but not least noch ’n Ami

... a piece of Lousianna in ervery single meal ... ha ha ha ...hier in Al Khobar 'ne echte Schankerbude

… a piece of Lousianna in every single meal … ha ha ha …hier in Al Khobar ’ne echte Schankerbude

 So, Freunde der Nacht und Kinder des Jenseits, soweit einige kulinarische Eindrücke aus der internationalen Cuisine Al Khobars.
… und diese Fotos zu machen habe ich mich in einem Umkreis von ca. 10 m bewegt.  ;-)))

.. und zum guten Schluß noch ein Zitat aus einem Reiseführer über Saudi Arabien:

>>Die arabische Küche ist an das Klima angepasst und ist leicht bekömmlich. <<

 Ja, ja, auch die Küche der Komodowarane hat sich dem Klima auf den Kleinen Sunda-Inseln angepasst ist leicht bekömmlich (für Komodowarane) .

...  hmmm,auch ganz  lecker - und so kross

… hmmm,auch ganz lecker – und so kross

 

06.06.14 – Vom Arabischen Golf an das Rote Meer

06. Juni 2014 Freitag (A)

So langsam gehen mir die saudischen Geduldproben auf den Senkel.

Trotz ausgesprochen gründlicher Vorbereitung lässt meine Registrierung beim Council of Engineers (was immer das zu bedeuten hat) erheblich auf sich warten. Zuerst waren die hochgeladenen Dokumente zu groß (max. 512 MByte pro upload), dann fehlte eine Berechtigung, dass diese Behörde aus meinen Dokumenten auch Papierflieger machen darf. Dann muß man von einem saudischen Girokonto 500 SAR online überweisen – ein Konto kann man aber nur einrichten, wenn man eine Arbeitsgenehmigung (IKAMA) hat. Voraussetzung zur Beantragung eines IKAMAS ist die Registrierung beim Council of Engineers. Circulus vitiosus, wie mein verehrter alter Chef immer pflegte zu sagen – Circulus arabicus wäre auch treffend.

Ich hätte halt doch Bäcker werden sollen.

Dank Hishams Hilfe und meines Bargelds hat dann alles geklappt. Jetzt liegt alles ordungsgemäß beim Behördenleiter – und reift.

So, genug des Frustes, es gibt ja noch die netten Kollegen und Kunden, die hier das Leben im Königreich wirklich ausgesprochen erträglich gestalten.

… ja – und so ging es auf Dienstreise vom 03.06. – 05.06. nach Yanbu in die Westprovinz.

Jeder, der Lawrenz von Arabien gesehen hat, weiß natürlich, dass Yanbu eine wunderschöne Kleinstadt am Roten Meer ist.
Mit der „Ryan-Air“ Saudi Arabiens, der „flynas“ sollte es für 700 SAR von Dammam nach Yanbu (und natürlich zurück) gehen. Die Kollegen lästerten schon: „Jeder Platz ein Fensterplatz“ oder etwa: „‚Die haben die erfahrensten Piloten in Middle East, keiner unter 75 Jahre“. Überraschend weit gefehlt. flynas bot sowohl für den Hinflug, wie auch den Rückflug eine nigelnagelneuen Airbus 320 mit äusserst komfortablen Sitzen in der Chicken-Class (Economy) an. Es war ein echtes Vergnügen – nur die Getränke mussten wir selber bezahlen – naja, geht schon, gibt eh nur Limo.

Flug - einmal quer durch Saudi Arabien

Flug – einmal quer durch Saudi Arabien

 Der Flug nach Yanbu war nicht nur sehr angenehm, sondern es gab auch viel zu sehen. Da Harald mir seinen Fensterplatz überließ, konnte ich die wunderschöne Wüstenlandschaft beobachten.

Der Ausblick war schon grandios.

Der Ausblick war schon grandios.

 Nach zwei Stunden Flug landeten wir in Yanbu, der Industriemetropole in der westlichen Provinz. Am Ausgang des Flughafens wartete eigentlich ein Bus, der uns zu unserem Hotel hätte bringen können – wenn wir nur gewollt hätten.
Wir stürzten uns in das Abenteuer einer eigen-verhandelten Taxifahrt mit einem freundlichen und zahnlückenbehafteten Araber.

Taxi in Yanbu - 46 Grad - und das Gebiss sitzt

Taxi in Yanbu – 46 Grad – und das Gebiss sitzt

 Die Fahrt vom Flughafen war schon abenteuerlich – vor allem, weil Harald dem armen Kerl immer wieder ins Lenkrad fassen wollte. Der Fahrer bretterte mit in wahrsten Sinne des Wortes atemberaubender Geschwindigkeit über die recht guten aber mit vielen Schwellen und Kreiseln übersäten Straßen.  Die Antwort des Fahrers, ob er nicht etwas langsamer fahren könne, war: Für 100 SAR könne er sehr wohl langsamer fahren – wir hatten ihn auf 80 SAR runtergehandelt, Shit happens.

Über die Kundenbesuche werde ich in unserem Blog nichts berichten – nur so viel, die Erkenntnis beim Kunden, dass es sogar Mitarbeiter meiner Firma gäbe, die sich in die Westprovinz verirrten – war schon peinlich. Wir wurden in allen Werken aufs Freundlichste und Herzlichste begrüßt und die Gespräche waren richtig richtig gut.
Damit ihr wisst, womit ich mich hier in Saudi Arabien beschäftige, ein kleiner fotografischer Ausschnitt:

Diese Anlagen gehören zu den sich  Kilometer-weit hinziehenden Produktionsstätten meines Kunden.

Diese Anlagen gehören zu den sich Kilometer-weit hinziehenden Produktionsstätten meines Kunden.

 Am Abend des ersten Kundenbesuchstages nahm uns ein lokaler Kollege mit in das alte Zentrum von Yanbu, seiner Heimatstadt. Hier wird ausgesprochen viel renoviert und wieder „hergerichtet“,  zum überwiegenden Teil mit alt-hergebrachten Materialien und Methoden.

Wir konnten einem Steinmetz zuschauen, wie er aus Natursteinen quaderförmige Steine für den Hausbau herstellte. Früher wurden die Stein mit der Hand behauen, jetzt nimmt man eine überdimensionale Steinsäge.

Eine schon recht staubige Angelegenheit, und wir mit unseren dunklen Business-Anzügen und Konfirmandenschuhen

Eine schon recht staubige Angelegenheit, und wir mit unseren dunklen Business-Anzügen und Konfirmandenschuhen

Das Augenmaß, das diese gute Mann haben musste war schon beeindruckend.

Auf dem Rückweg zum Auto ging es noch über den Markt – eine sehr anrüchige Geschichte: 

Die Fischhalle mit den mehr oder weniger frischen Fischen aus dem Rotem Meer war schon eine echte Attraktion.

Die Fischhalle mit den mehr oder weniger frischen Fischen aus dem Rotem Meer war schon eine echte Attraktion – auch vom Geruch her.

Aber auf dem Markt wurden nicht nur Fische verkauft, sondern auch allerlei Frischeres

Die Früchte haben die 46 Grad besser überstanden als die Fische.

Die Früchte haben die 46 Grad besser überstanden als die Fische.

 Leider ging diese Dienstreise schneller vorbei als wir es uns wünschten – mit guten Kundengesprächen, hochkompetenten lokalen Kollegen und vor allem mit vielen neuen Eindrücken.  Al-hamdu lillah (bitte googeln)

Versprochen habe ich, dass ich regelmäßig wiederkomme – aber wie sagt der wohlerzogene Araber: Inschallah (auch googeln)

Bis zum nächsten Mal - Yanbu

Bis zum nächsten Mal – Yanbu

 

… ach ja, ich hatte es doch fast vergessen:
Hier an der Westküste gibt es eine einzígartige kulinarische Köstlichkeit, die von hier aus in ganz Saudi Arabien transportiert wird, immer von Privatpersonen mit dem Auto oder Flugzeug. Davon konnten wir uns beim Rückflug selbst überzeugen.  ;-)))
     – Frischen Fisch aus dem Roten Meer     –     nein
     – Frische Meeresfrüchte aus dem Roten Meer     –     nö
     – Frische oder eingezuckerte Datteln vom grünen Gürtel an der Westküste     –    weit gefehlt
     – …

 

Es ist   …    tätärätä …

 

 

Al-Baik   -   Dafür sterben die Menschen hier

Al-Baik – Dafür sterben die Menschen hier

In der Tat, ein lokaler Westprovinz-Fastfood- Hühnertod. Der Eigentümer hat sich wohl mit dem Gouverneur der Ostprovinzen angelegt und deshalb keine Lizenz für den Osten bekommten So transportieren die Menschen hier das Fastfood-Hähnchen durch das ganze Land.

Es schmeckt ausgezeichnet – very spicy – aber dass man dafür den ganzen Flieger zu einer geruchsintensiven Frittenbude machen muss   –   ich weiß nicht. Wir hatten die Chance, es an unserem Ankunftsabend probieren zu können. Unser lokaler Kollege ließ es sich nicht nehmen, und in diese Leckereine einzuführen. War echt lecker, ich habe aber noch nie einen so völlig überfüllten Schnellimbiß erlebt. Wir haben dann draußen unter freiem Himmel im Park gegessen.